Der Tierpark als Klassenzimmer
Völllg zu Recht hat
Prof. Dr. Grzimek einmal den Zoo als eine große Bildungsstätte des modernen
Kulturmenschen bezeichnet. Mehr als 8 Millionen Besucher suchen in unserer
Republik jährlich diese Kulturstätten zu ihrer Entspannung auf, vor allem aber
auch, um neues Wissen und neue Erkenntnisse über die Tierwelt zu sammeln. Es
verwundert daher nicht, daß weitsichtige Zoologen schon seit langem den Wunsch
hegten den Zoo als imposante, vielgestaltige und lebendige Anschauung stärker
im Interesse der Volksbildung zu nutzen. Deshalb hielt auch der Pädagoge Einzug
im Tierpark Berlin. Jährlich folgen hier mehr als vierzehntausend wißbegierige
Kinder und Erwachsene dankbar den interessanten Darlegungen pädagogisch
geschulter und fachlich versierter Lehrer. Begeistert vertiefen sie sich mit
ihnen in die oft geheimnisvolle und interessante Welt der Wildtiere.
Wieviel vorgefaßte
Meinungen ändern sich dabei? Die „dumme“ Gans verdient dieses Prädikat in
keiner Beziehung, versteht man nur ihr Verhalten richtig. Sogar der „grimmige“
Löwe wird dann oft zum recht gemütlichen Burschen, weil er nur dann grimmig wirkt,
wenn wir sein Wesen fatsch deuten, uns also nicht löwengemäß richtig verhalten.
So gilt es, tausend Antworten zu geben, die unseren Zuhörern neue Erkenntnisse bringen,
Freude an der Vielgestaltigkeit der Natur allgemein und der Tier- und
Pflanzenwelt speziell bereiten. Der im Tierpark tätige Pädagoge stellt den
Biologieunterricht durch die Einbeziehung der in einem Zoologischen Garten
vereinten originalen Repräsentationsformen auf eine breitere Grundlage, er
nutzt ihn als „lebendiges Klassenzimmer“. Vorschulkinder und Schüler eignen
sich hier unter anderem Kenntnisse über die allgemeine Morphologie, Anatomie
und Physiologie, Kenntnisse über die Anpassung des Tierkörpers und des
tierischen Verhaltens an die Umwelt, Kenntnisse über die wirtschaftlich
bedeutenden Haus- und Wildtiere, über die Vielgestaltigkeit der Wirbeltiere und
Grundkenntnisse über artbedingte Verhaltensweisen der Tiere an. Darüber hinaus
werden sie mit der geschützten heimatlichen Tierwelt vertraut.
Wirklichkeitsgetreue Vorstellungen von biologischen Sachverhalten helfen am ehesten,
formalem Wissen vorzubeugen.
Damit ist das Aufgabengebiet des „Tierparkpädagogen“ jedoch keineswegs erschöpft. Seit fast zehn Jahren leitet unsere pädagogische Abteilung, der 4 Mitarbeiter angehören, die fachtheoretische Ausbildung der Zootierpflegerlehrlinge in der DDR. In den 8 großen Zoologischen Gärten, Zoos- und Tierparks der DDR erwerben über 60 Lehrlinge in einer zweijährigen Lehrzeit das Wissen und Können von Facharbeitern, das sie durch kontinuierliche Weiterbildung auch nach Abschluß der Lehre ständig erweitern und dem neusten Stand der tierischen Verhaltensforschung anpassen.
Die DDR ist übrigens
der einzige Staat der Welt, der durch Schaffung geeigneter Voraussetzungen
diese Ausbildung einheitlich für alle Zootierpfleger ermöglicht. Jährlich
melden sich sehr viel mehr junge Menschen für diesen Beruf, als z. Z. benötigt
und ausgebildet werden können. Sehr oft kommen diese Bewerber aus dem Kreis der
Mitglieder des Jugendklubs Tierpark Berlin. Die Leitung dieses seit mehr als
vier Jahren bestehenden Klubs ist eine weitere Aufgabe des „Tierparkpädagogen“.
Mehr als 100 an biologischen Fragen interessierte Schüler sind hier in vier
Sparten erfaßt. Zwei bis dreimal monatlich treffen sich die Mitglieder der
Gruppen. Sie nehmen an Exkursionen, Vorträgen, Filmen und anderen
Veranstaltungen, auf denen z. B. prominente Wissenschaftler über ihre Arbeit
berichten, teil.
- URANIA Autorenkollektiv -
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